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Nachdem die Luft in Kathmandu ja nur als gesundheitsschädigend beschrieben werden kann, muss es ein Ausflug in das Annapurna Gebiet werden um tatsächlich frische Luft zu schnuppern.

Ab morgen gehts auf eine Woche Wandern nach Jomsom und Umgebung.

Genau gesagter fliegen wir morgen nach Pokhara, dann am Sonntag früh weiter nach Jomsom. Von dort gehts nach Osten nach Kagbeni, am nächsten Tag weiter nach Muktinath. Dann wieder auf dem selben Weg zurück nach süden nach Marpha und weiter nach Kalapani und Tukuche und am Wochenende wieder zurück.

Und da's auf dem Weg kein Internet gibt, gibts den versprochenen Beitrag zu meinem Fieldtrip ins Terai und aktuelle Infos erst wieder nächstes Wochenende.

Nachdem gestern nicht klar war, ob es tatsächlich eine Blockade aller Zufahrtsstrassen nach Kathmandu gibt oder nicht, müssen wir heute feststellen, dass das Gerücht einen wahren Kern hat.
Nur wenige Fahrzeuge, und diese nur unter Polizeischutz sind nach Kathmandu hineingekommen bzw. hinausgefahren.

Es gibt mittlerweile auch einen offiziellen Aufruf der maoistischen Studentengruppe die Blockade zu befolgen.

Keine guten Neuigkeiten, wenn wir hier im Kathmandu Valley auch nichts spüren.

Wie lange die Blockade gehen wird ist unklar, welche Auswirkungen sie haben wird ebenso.

Die maoistischen Führer berufen sich in ihrer miltitärischen Strategie und Taktik auf Mao und seinen Kampf in China. Teil dieser drei-teiligen Strategie ist es nach der Eroberung von Teilen des Landes, sukzessive die Städte einzukreisen und damit die Machtzentren lahm zu legen.
Derzeit muss man davon ausgehen, dass die Maoisten etwa 80% des Landes mehr oder weniger erobert haben, nur in den Disktrikthauptstädten und Teilen des Terai haben Militär und Polizei die Oberhand.

Das Valley einzukreisen ist eine scheinbar logische Konsequenz aus der bisherigen miltitärischen Aktivität, ob es allerdings als Vorbereitung zum Sturm auf Kathmandu gedacht ist oder als "Muskeln zeigen" vor dem Beginn von Friedensverhandlungen ist nicht klar.

Von alledem ist allerdings hier in der Stadt nichts zu spüren. Das Leben geht seinen gewohnten Weg. Die Nepali scheinen nicht übermässig beunruhigt.
Mal sehen.

PS: im Nepali Times Magazin letzter Woche ist ein Artikel über eine Diskussion von mir mit Schulkindern erschienen. Anschauen unter: http://www.nepalitimes.com/issue209/nepali_society.htm

Seit gestern bin ich wieder zurück in Kathmandu nach einem fünftägigen "Fieldtrip" in das Terai.

Das Terai ist jene "vergessene" Gegend des Landes in der 50% der Bevölkerung leben, die aber keine der westlichen Stereotypen über Nepal erfüllt: flach wie ein Brett, drückend heiss und beissend kalt im Winter, sehr fruchtbar und stark indisch geprägt.

Ziel der Reise: die Evaluierung des Frauenpartizipationsprogramms. Mehr dazu morgen.

Ansonsten:
Es geht ziemlich zu im Land, aber das ist nichts neues. Die Maoisten haben ein grosses internationales Hotel und elf Industrieunternehmen (von tibetischer Teppichproduktion bis Coca-Cola) gezwungen zuzusperren, weil sie angeblich ihre MitarbeiterInnen ausbeuten (was sie vermutlich tun, allerdings gibt es hier weder das Konzept der Arbeitslosenversicherung noch Streikkassen, sprich: 3000 Menschen wissen nun gar nicht mehr wie sie ihre Familien ernähren sollen).

Ausserdem geht das Gerücht um, dass die Maoisten das Kathmandu Valley blockieren wollen, sodass keine Bodentransport mehr möglich ist. Allerdings ist unklar ob es sich um ein Gerücht, "muscle flexing" vor den (hoffentlich) baldigen Friedensverhandlungen mit der Regierung oder einen ernsthaften Versuch die Hauptstadt in Chaos zu stürzen handelt.

Und ansonsten überbieten sich die Armee und die Maoisten dabei Menschenrechte aufs grausamste zu verletzten: letzte Woche wurde von den Maoisten ein Journalist wegen angeblicher Spionage für die Regierung umgebracht, gestern weitere 10 Journalisten mit angedrohten "Todesstrafen" belegt; die Armee entführt täglich Menschen aus den ländlichen Gebieten und verschleppt sie.

..das Treffen mit den nepalesischen Grünen gestern war etwas, na sagen wir mal, desillusionierend. Fünf ältere Herren, engagiert und mit Anliegen, keine Frage. Aber von Umweltthemen oder sonstigen klassischen Grünthemen war wenig zu spüren.

Eine Stunde lang haben sie mir erklärt, warum sie keine Aufmerksamkeit für ihre Arbeit bekommen (weil sie so eine kleine Partei sind), einen Monolog zum Thema Korruption gehalten, das Thema Umwelt vom Tisch gewischt und auf meine Frage ob sie eine Jugendorganisation hätten erklärt, dass ja niemand mit ihnen arbeiten will, wenn sie kein Geld haben.

Und zur Frage Gewaltlosigkeit: als Belgien der nepalesischen Armee Waffen lieferte, hatten sie Kontakt mit den belgischen Grünen, die sehr dagegen waren. Der Präsident der Nepalesischen Grünen erzählt mir, dass sie sich gewehrt haben in dieser Sachfrage Stellung zu beziehen. Naja, nicht sehr "non-violent".

Also ich weiss nicht. Ich habe kein gutes Gefühl für die Grüne Bewegung in Nepal mit diesen Herrschaften...

...meine KollegInnen sagten heute nach einer emotionalen Debatte rund um das Thema Umweltverschmutzung in Kathmandu beim Mittagessen zu mir: "You're angry today!"
Und sie haben recht! Nach drei Wochen beisender Augen, irritierter Haut, allergischer Husten- und Niesanfälle, bin ich heute schlecht aufgelegt.
Auf der Strasse fahren Autos, Busse und Motorräder deren Auspuffe bei jeder Beschleunigung schwarze (keine Übertreibung!) Rauchwolken ausstoßen. Wenn ich mich an den Strassenrand stellen würde und eine kleine Statistik anfertigen würde, würde ich vermutlich zu dem Ergebnis kommen, dass die Hälfte aller Autos echte "Dreckschleudern" sind.
Und wenig passiert dagegen. Natürlich ist es schwierig in einem Land in dem Autos so teuer sind und das öffentliche Transportwesen inexistent ist, keine Züge fahren, sondern nur private Busfirmen, schnelle Veränderungen herbeizuführen. Und auf dem Papier gibt es zwar Abgas-Bestimmungen, aber die werden kaum kontrolliert und viel zu oft werden die Beamten mit Geld gefügig gemacht.
Und so juckt meine Nase und die Kinder unserer MitarbeiterInnen haben Asthma, Allergien und was sonst noch so dazugehört.
Wo sind die Nepali die eine Kampagne gegen Umweltverschmutzung und Gesundheitsgefährdung starten?

Abgasmessungen kann man hier "visuell" durchführen, warum nicht 50 freiwillige "Watchposts" in der ganzen Stadt postieren, die alle Umweltsünder (vor allem die Busse und Taxis!) aufschreiben, anzeigen und am nächsten Tag eine Liste der Nummernschilder in der Zeitung veröffentlichen?

Und dann eine Aufkleberkampagne gegen die Untätigkeit der Behörden starten: "Dieses Auto gefährdet Ihre Gesundheit. Warum sieht die Regierung zu?"

Heute bin ich wütend. Gute Voraussetzungen für meinen Termin mit dem Chef der nepalesischen Grün-Partei heute nachmittag.

 
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