Eigentlich hofften wir gestern, dass heute die Ausgangssperre aufgehoben würde. Tja, leider waren die Gerüchte falsch. So wie auch gestern dürfen wir zwei Stunden zwischen 7:30 und 9:30 einkaufen gehen, aber mehr auch nicht.
Gestern abend gab es auch so ein kurzes Zeitfenster der Bewegungsfreiheit, innerhalb von Minuten waren hunderte Menschen auf der Strasse, das private Mini-Bussystem funktionierte, Menschen fuhren auf Motorrädern und sogar in Autos (DemonstrantInnen in diesem Land - und zwar quer durch alle politischen Ideologien - pflegen Autos auf Demos in Brand zu setzen, weshalb die Besitzer derartig teurer Statussymbole sie in Krisensituation lieber in den Garagen verstecken). In diesen zwei Stunden auf der Strasse spazieren zu können, ist wunderbar und fühlt sich fast wie Kindheitsferien an.
Und so dachten - hofften - wir, dass heute der "curfew" beendet würde. Aber leider fürchtet die Regierung offenbar weiterhin Ausschreitungen. Vermutlich auch weil heute das islamische Freitagsgebet in den Moscheen stattfinden würde.
Oder - die Regierung fürchtet sich mittlerweile so sehr vor ihrer eigenen Bevölkerung, die spätestens seit dieser Woche weiss, wie schwach und handlungsunfähig sie ist, dass sie sie lieber vorsorglich einsperrt...
Mittlerweile gibt es auch wieder Fernsehen - vorgestern nachmittag wollte die Regierung alle Bilder von Gewalt verhindern und drehte einfach das Kabel-TV ab.
Und die Zensur liess uns wissen, dass sie keine aufwiegelnde Berichterstattung wünsche, weshalb es lange keine Informationen zu Verletzten und den Übergriffen auf Moslems gab.
Mittlerweile gibt es wieder Zeitungen und auch TV Berichte. Zwei Menschen wurden von der Polizei bei den Demonstrationen erschossen.
Beunruhigend sind auch Berichte von Übergriffen durch den Mob auf kritische Medienhäuser und das Fehlen jedes polizeilichen Schutzes. Kantipur - ein großes Verlagshaus, dass für kritische und unparteische Berichterstattung bekannt ist - wurde von Demonstranten mit Steinen angegriffen, aber selbst zahlreiche Anrufe bei Polizei und Behörden brachten stundenlang keinen polizeilichen Schutz.
Mittlerweile gibt es auch Berichte, die darauf schliessen lassen, dass einige der Vandalen für die Zerstörung von islamischem Eigentum und das Abfackeln zahlreicher Arbeitsvermittlungsfirmen, die viele hunderttausende Nepali jährlich ins Ausland schicken, bezahlt wurden. Und die Attacken zentral gesteuert wurden. Von wem ist nicht eindeutig zu klären, aber einiges deutet auf Hindu-Fundamentalisten hin.
...könnte es sein, dass bei den Protesten einige "Rechnungen" gleichzeitig beglichen wurden?
Interessante Berichte und Kommentare, sowie Fotos von den Riots gibt es in der online Ausgabe der Nepali Times: http://www.nepalitimes.com
Die Ausschreitungen und ihre Auswirkungen sollten uns aber den Blick auf die Wurzeln der Auseinandersetzungen nicht versperren. Und uns die großen Probleme und Konflikte des Landes nicht vergessen lassen - schliesslich sind sie die Ursache der Gewaltbereitschaft: Armut und eine Perspektivenlosigkeit, in einem völlig unterentwickelten demokratischen System, in dem es zwar genug Gesetze aber keine Durchsetzung derselben gibt, Menschenrechte durch Maoisten und durch die Armee mit den Füssen getreten werden und die vom König eingesetzte Regierung so schwach ist, dass ein Kommentator der Nepali Times heute schreibt: "Let us have a government, we deserve one"
Gestern abend gab es auch so ein kurzes Zeitfenster der Bewegungsfreiheit, innerhalb von Minuten waren hunderte Menschen auf der Strasse, das private Mini-Bussystem funktionierte, Menschen fuhren auf Motorrädern und sogar in Autos (DemonstrantInnen in diesem Land - und zwar quer durch alle politischen Ideologien - pflegen Autos auf Demos in Brand zu setzen, weshalb die Besitzer derartig teurer Statussymbole sie in Krisensituation lieber in den Garagen verstecken). In diesen zwei Stunden auf der Strasse spazieren zu können, ist wunderbar und fühlt sich fast wie Kindheitsferien an.
Und so dachten - hofften - wir, dass heute der "curfew" beendet würde. Aber leider fürchtet die Regierung offenbar weiterhin Ausschreitungen. Vermutlich auch weil heute das islamische Freitagsgebet in den Moscheen stattfinden würde.
Oder - die Regierung fürchtet sich mittlerweile so sehr vor ihrer eigenen Bevölkerung, die spätestens seit dieser Woche weiss, wie schwach und handlungsunfähig sie ist, dass sie sie lieber vorsorglich einsperrt...
Mittlerweile gibt es auch wieder Fernsehen - vorgestern nachmittag wollte die Regierung alle Bilder von Gewalt verhindern und drehte einfach das Kabel-TV ab.
Und die Zensur liess uns wissen, dass sie keine aufwiegelnde Berichterstattung wünsche, weshalb es lange keine Informationen zu Verletzten und den Übergriffen auf Moslems gab.
Mittlerweile gibt es wieder Zeitungen und auch TV Berichte. Zwei Menschen wurden von der Polizei bei den Demonstrationen erschossen.
Beunruhigend sind auch Berichte von Übergriffen durch den Mob auf kritische Medienhäuser und das Fehlen jedes polizeilichen Schutzes. Kantipur - ein großes Verlagshaus, dass für kritische und unparteische Berichterstattung bekannt ist - wurde von Demonstranten mit Steinen angegriffen, aber selbst zahlreiche Anrufe bei Polizei und Behörden brachten stundenlang keinen polizeilichen Schutz.
Mittlerweile gibt es auch Berichte, die darauf schliessen lassen, dass einige der Vandalen für die Zerstörung von islamischem Eigentum und das Abfackeln zahlreicher Arbeitsvermittlungsfirmen, die viele hunderttausende Nepali jährlich ins Ausland schicken, bezahlt wurden. Und die Attacken zentral gesteuert wurden. Von wem ist nicht eindeutig zu klären, aber einiges deutet auf Hindu-Fundamentalisten hin.
...könnte es sein, dass bei den Protesten einige "Rechnungen" gleichzeitig beglichen wurden?
Interessante Berichte und Kommentare, sowie Fotos von den Riots gibt es in der online Ausgabe der Nepali Times: http://www.nepalitimes.com
Die Ausschreitungen und ihre Auswirkungen sollten uns aber den Blick auf die Wurzeln der Auseinandersetzungen nicht versperren. Und uns die großen Probleme und Konflikte des Landes nicht vergessen lassen - schliesslich sind sie die Ursache der Gewaltbereitschaft: Armut und eine Perspektivenlosigkeit, in einem völlig unterentwickelten demokratischen System, in dem es zwar genug Gesetze aber keine Durchsetzung derselben gibt, Menschenrechte durch Maoisten und durch die Armee mit den Füssen getreten werden und die vom König eingesetzte Regierung so schwach ist, dass ein Kommentator der Nepali Times heute schreibt: "Let us have a government, we deserve one"
Marie Ringler - am Freitag, 3. September 2004, 06:28