Intro
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren


 
header3



Nepal stürzt derzeit von einer Krise in die nächste. Nach der Blockade der Stadt und einem kurzen, völlig harmlosen Generalstreik in Kathmandu am Sonntag (einer unfreiwilligen Variante des Autofreien Tages, der immerhin gute Luft brachte), nun gestern massive Ausschreitungen aus Protest gegen die brutale Ermorderung der 12 nepalesischen Geiseln im Irak.

In diesem Land in dem so viele Menschen nichts zu verlieren haben reicht einfach jede Kleinigkeit um das Fass zum Überlaufen zu bringen.

War es am Sonntag das Militär dass dem äusserst bekannten und mächtigen Führer der Nepali Congress Partei (NC) G.P. Koirela den Abflug aus Kathmandu in einen anderen Landesteil verwehrte - böse Zungen sagen auch, dass ihm nur der Zutritt zur VIP Lounge des Flughafen untersagt wurde und der NC dieses dann aufbauschte um strategischen Nutzen gegen die Regierungsparteien daraus zu ziehen. So ist es jetzt der ohnmächtige Zorn gegen die moslemischen Fundamentalisten im Irak und die Regierung, die offenbar unfähig war angemessen zu reagieren.

Die Gewalt des gestrigen Tages auf den Strassen von Kathmandu aus Zorn gegen die brutale Erschiessung der nepalesischen Geiseln im Irak hat die Regierung zu einer Ausgangsspeere veranlasst. Und so sitzen wir seit gestern 14 Uhr zu Hause und lassen es uns mit DVDs und Keksen gut gehen. Eingeschlossen "for your own safety" - was wahrscheinlich sogar stimmt

Der Weg nach Hause vor dem Beginn der Ausgangsspeere war nicht angenehm: gemeinsam mit hunderten verschreckten Menschen, alle zu Fuss auf dem Weg nach Hause, vorbei an brennenden Reifen und Autos und zornigen Agitatoren.

Laut Presseberichten ist gestern mindestens ein Demonstrant von der Polizei bei den Ausschreitungen getötet worden, viele Dutzende wurden verletzt. Nach fast einem Tag (ich finde viel zu spät) haben gestern abend die Regierung und der König reagiert, zu Ruhe aufgerufen und den Hinterbliebenen der Opfer Kompensationszahlungen versprochen.

Und so wurde gestern vormittag die Moschee im Zentrum durch einen Brandsatz beschädigt, Muslime in der Stadt vom Mob verprügelt, die Büros von Qatar und Saudi Arabian Airlines zerstört.
Die Niederlassungen jener Firma, die den 12 im Irak getöteten Nepalis illegalerweise Jobs im Irak verschafft hatten wurden völlig vandalisiert und in Brand gesetzt.
Der Zorn gegenüber diesen Firmen ist wohl am ehesten nachvollziehbar. Den getöteten jungen Männern wurden gegen Vorauszahlung der horrenden Summe von 150.000 Rupees gut bezahlte Arbeitsplätze in Jordanien versprochen. Als diese dann dort landeten, gab es weder Arbeit noch Geld und sie wurden ein Monat lang in einem Haus festgehalten und dann illegal weiter in den Irak gebracht wo sie als Fahrer, Wachleute und Köche arbeiteten.
Schwer verschuldet und ohne ausreichende Finanzmittel für eine Rückkehr gab es wohl auch kaum ein zurück.

Diese Bedingungen sind ein Ausdruck jener neuen, globalisierten Form von moderner Sklaverei, die mittlerweile weltweit gängig ist: Menschen, die in ihren Heimatländern keine Arbeit finden und verzweifeln, werden rücksichtslos ausgebeutet und in Abhängigkeitsverhältnisse verstrickt aus denen es kein Entkommen gibt.

Und so sitzen wir jetzt alle fest, unser Heimflug am Samstag wird sich wohl ebenso verzögern, wie die Heinmreise jener weiteren 25.000 (!) Nepalis die unter ähnlichen Konditionen Arbeit im Irak hätten annehmen sollen, nach Indien gebracht wurden und nun mittellos in Mumbai festsitzen, ohne Geld und obdachlos.
 
polaroid